Das corratec e-power mtc 12s - ein Bike für jedes gelände?

Mit dem Belchenradler auf dem Batzenberg

"Gefällt Ihnen das Rad?" frage ich einen Pedelec-Fahrer, mit dem ich während der Testfahrt zufällig ins Gespräch komme. "Ja, gefällt mir!“, antwortet er schnell und mit Nachdruck und wirkt dabei sichtlich überzeugt. Und man kann nicht leugnen... das für 3.499.- € erhältliche Corratec E-Power MTC 12S gefällt wirklich.

Die Zugabe "MTC" bedeutet bei Corratec „Mountain Cross Bike“. Die in Bayern ansässige Marke verkündet passend dazu vielversprechend auf ihrer Webseite: „Für jedes Gelände das perfekte Bike“. Das ist natürlich Grund genug, das Trekkingbike, das zeitgleich prima als e-Mountainbike fungiert, näher unter die Lupe zu nehmen. Was uns schon der erste optische Eindruck verrät? Das Design des E-Power MTC ist zeitgemäß und sehr modern. Dank der drei harmonischen Farben hinterlässt es bereits im Stehen einen dynamischen und damit sportlichen Eindruck. Der weiße Schriftzug, dazu der Rahmen in einem modischen und gediegenen Grau und als Sahnehäubchen der Kontrast der Applikationen in einem satten, hellen Grün - das gefällt. 

Doch nicht nur optisch macht das Corratec Bike einiges her. Auch in Sachen Motorintegration ist das MTC am Puls der Zeit, wenn nicht sogar wegweisend unterwegs. Bei der sogenannten „Integrated Motor Technology“ handelt es sich um ein Konzept, bei dem der verbaute Bosch Performance Line CX 4.0 förmlich mit dem Unterrohr und dem Rahmen verschmilzt. Teilweise wird er so verkleidet, dass er dadurch fast unsichtbar wird. Klasse! Damit ist im Corratec der stärkste aller Bosch-Antrieb verbaut - gemeinsam mit einem reichweitenstarken 625 Wh Akku und einem praktischen und übersichtlichen Bosch Purion Display.

Wie bereits gewohnt, schiebt der neue Bosch CX kraftvoll an. Kaum bin ich auf das Bike gestiegen, fällt mir auf den ersten Metern positiv auf, dass der Antrieb etwas leiser werkelt. Ob dies mit der zuvor erwähnten „Integrated Motor Technologie“ zu tun hat, oder mit dem „Trinity Tube Rahmen“?  

Beim Corratec MTC 12S Trinity Tube Gent sorgen drei Kammern und eine Querstrebe im Rahmen für die benötigte Steifigkeit und Stabilität. Die Sitzhaltung im Bike ist dezent sportlich aber zu jeder Zeit sehr angenehm. Wer eine noch etwas individuellere Anpassung der Sitzposition benötigt, bekommt diesen Wunsch über den im Neigungswinkel verstellbaren Vorbau erfüllt. Wer es komfortabler und aufrechter mag, stellt den Vorbau einfach etwas steiler ein. Für sportlichere Sitzpositionen wird der Winkel einfach etwas flacher eingestellt. Die ersten Kilometer lege ich auf Asphalt in der Ebene zurück. Die 2,25“ breiten Rapid Rob 29“ Reifen gelten als XC Mountainbikereifen. Sie rollen trotz leichtem Stollenprofil aber gutmütig auf Asphalt und unterstreichen das vielfältige Einsatzgebiet des Corratec MTC. 

Wenig später führt mich meine Testfahrt zum Batzenberg. Hierbei handelt es sich um einen wunderschönen, im Rheintal gelegenen, Weinberg. Dieser liegt südlich von Freiburg und beinhaltet alles, was es für eine Testfahrt braucht. Geboten werden hier sowohl steile Passagen als auch ein stetiger Wechsel von asphaltieren Wegen und Natur/Schotterwegen. Um eines gleich vorwegzunehmen: Auf diesem Gelände ist das Corratec MTC voll in seinem Element. Ein Highlight in der Ausstattung ist dabei die 12-fach SRAM Eagle-Schaltung. Auch wenn es sich dabei um die günstige SX Variante der exklusiven Eagle Baureihe handelt, verfügt die SX über die gleiche Bandbreite von 500%, wie auch die teureren Versionen. An der Schaltperformance gibt es nichts zu meckern. Eine 12-fach Schaltung bietet mir bei einem Pedelec den generellen Vorteil, dass ich auch in einer niedrigeren Unterstützungsstufe noch angenehm leicht pedalieren kann. Das ist effizient, spart Kraft beim Treten und schont auch die Akkukapazität. Selbst steilste Passagen kann ich mit dem Bosch CX 4.0, in Kombination mit der SRAM 12-fach Schaltung, vergleichsweise mühelos bewältigen - und das auch ganz ohne Turbomodus. 

Nachteile einer 12-fach Schaltung sind, dass sie ganz exakt eingestellt sein muss, um sauber zu funktionieren sowie die damit verbundenen Kosten für den Austausch der 12-fach Kassette bei Verschleiß.

Nun geht's ans genaue Prüfen des Handlings. Zunächst steht ein Slalomtest mit Pylonen an, dann ein Radius-Test, mit kleinstmöglichem Wendekreis. Das Corratec zeigt sich durchaus wendig und gutmütig. Selbst für weniger fahrtechnisch affine Fahrer ist es einfach zu beherrschen. Beim Radius-Test zeigt sich wieder einmal, welche Vorteile der Bosch CX Motor mit sich bringt: Er reagiert sehr feinfühlig auf meine Pedal-Bewegungen. So lässt sich die Kraftentfaltung erstklassig dosieren und man kann das e-MTB sicher um die engsten Kurven manövrieren. 

Die hydraulische Tektro HDM 275 Bremsanlage mit 180 mm Scheiben vorne und hinten hinterlässt mich wunschlos glücklich. Auch sie ist gut zu dosieren, hat einen sauberen sowie klar definierten Druckpunkt und beißt, wenn nötig, auch mal kräftig zu. Die ergonomisch geformten Griffe bieten für meinen persönlichen Anspruch zwar viel Auflagefläche, sind für einen Handling-Test und sportliches Fahren allerdings eher von Nachteil, weil sie kaum variable Griffpositionen zulassen. Der nächste Teil meiner Testfahrt führt mich auf unbefestigte Wege mit verschieden Untergründen. Mal Grasboden, mal Schotter und dann welliger Naturboden mit tiefen Furchen.

Wie sieht es denn jetzt aus? Ist das Corratec nun tatsächlich „das perfekte Bike für jedes Gelände“? Zunächst muss man dem MTC attestieren, dass es verwindungssteif gebaut und sehr solide verarbeitet ist. Es klappert nichts und die Schwalbe Rapid Rob Stollenreifen können sich richtig austoben. Sie dämpfen gut, verfügen bergauf über ordentlich Grip und bieten bergab genügend Sicherheit. Schade ist, dass die 80 mm SR Suntour-Stahlfedergabel nicht gänzlich mithalten kann. Ich würde mir beim Corratec daher eine Gabel mit sensiblerem Ansprechverhalten und auch etwas mehr Federweg wünschen. Somit wäre durchaus sogar ein leichter Trail-Einsatz denkbar. Wer seltener auf unbefestigten Wegen unterwegs ist, wird sich daran aber wohl kaum stören. Die Gewichtsfreigabe liegt beim MTC bei 140 kg.

Wer die Marke Corratec mit seinem E-Power MTC 12S als e-Mountainbike bislang noch nicht auf dem Schirm hatte, sollte dieses Bike unbedingt einmal zur Probe fahren. Die große Übersetzungsbandbreite in Kombi mit den leichten Stollenreifen, sind der Garant für jede Menge Fahrspaß - auch auf bergigen Touren und abseits asphaltierter Strecken. Herzlichen Dank an die e-Bike Experten der e-motion e-Bike Welt Freiburg Süd für die Bereitstellung des Testbikes. 

Viel Spaß beim selbst testen!

Euer Belchenradler