„Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!“ Getreu des Wilhelm Busch-Zitats, hat es das 7-köpfige Team der e-Motion e-Bike Welt Freiburg Süd und mich als Guide zu einem fünftägigen Team-Event in die Sächsische Schweiz verschlagen. Die Testfahrten mit Focus e-MTBs waren ursprünglich für Katalonien geplant, wo ich Bike Camps organisiere, aber - Corona sei dank - geht es nun genau in die entgegengesetzte Richtung.
Das Team besteht aus:
Manfred (Inhaber) und seinem Sohn Oliver (Verkauf), Jannis (Verkauf, Ausbildungsleiter und Team-Koch), Jonutz (Werkstattleiter), Daniel und Robby (Werkstatt und Verkauf) sowie dem Azubi Dlovan.
Die Sächsische Schweiz mit ihrem Elbsandsteingebirge kenne ich bislang nur von Fotos. Begeistert haben mich diese Bilder mit den spektakulären Felslandschaften allerdings schon immer und so kam mir „Plan B“ von Teamchef Manfred sehr gelegen. Acht begeisterte e-MTB Enthusiasten (inklusive meiner Wenigkeit) durch ein Gebiet zu führen, das man selbst noch nicht kennt, ist für mich als Bikeguide ein Novum und eine echte Herausforderung. Natürlich studiert man Karten, Reiseführer und alles, was entsprechende Plattformen im Internet an Informationen und Tourenvorschlägen bieten, aber in der Praxis sieht vieles doch oft anders aus. Abenteuer sind da vorprogrammiert.
Wenn man nicht weiß, welches Terrain einen vor Ort erwartet, sind e-MTBs mit guten Allround-Qualitäten die beste Wahl. Die acht Thron2 und Jam2 Testbikes von Focus entsprechen als sportliche e-MTB-Fullys genau diesem Anforderungsprofil. Wie werden sie sich in der Praxis schlagen? Wird die Akkukapazität auch für ausgedehnte Tagestouren ausreichen?
Wir haben auf 4 Touren ausgiebig Zeit, die Focus Bikes auf ganz unterschiedlichem Terrain zu testen. Es gibt asphaltierte Strecken, Schotterwege, Naturwege und Trails von super flowig und leicht, bis extrem schwierig. Wurzeln, Steine, Felsen, knietiefe Schlammlöcher, umgefallene Bäume - die Natur hält im wilden Osten zwischen Sachsen und Tschechien alles bereit.
Bereits um 4 Uhr morgens ging es mit 2 Fahrzeugen los Richtung Sachsen. Ziel: Unsere Unterkunft in Hinterhermsdorf, das zum „schönsten Dorf Sachsens“ gewählt wurde. Gerade angekommen, kann es bei bestem Wetter kaum mehr einer erwarten, die Focus-Testräder auszuladen, aufzubauen und individuell entsprechend abzustimmen. Auf geht’s zur ersten Testfahrt - eine ca.10km lange Erkundungstour um den Wachberg und zum Weifbergturm stehen auf dem Programm.
Der Nationalpark Sächsische Schweiz ist ein Naturparadies und liegt direkt vor unserer Haustür. Ich fühle mich schnell wohl auf dem Focus Thron mit seiner entspannten Geometrie. Das Thron passt zum Glück wie ein Maßanzug, denn schon bald wird die Strecke deutlich anspruchsvoller. Es folgen wurzeldurchsetzte Anstiege und steile, verblockte Abfahrten. Ich fühle mich immer gut platziert, zentral im Bike. Bereits am ersten Tag werden die hervorragenden Allroundqualitäten deutlich. Das Thron klettert im Steilen mit guter Traktion souverän bergauf über Stock und Stein, wie eine Bergziege und zeigt sich bei ruppigen, Abfahrten äußerst gutmütig.
Das Gesamtkonzept aus Geometrie, Federgabel / Dämpfer und der 2,6 Zoll breiten 29 Zoll Maxxis Bereifung ist stimmig und lässt das Thron nach deutlich mehr wirken als 130 mm Federweg. Oben angekommen auf dem 37 m hohen Weifbergturm verschlägt es uns den Atem. Ob das an der spektakulären 360 ° Rundumsicht, oder an den 137 Stufen liegt, die wir gerade erklommen haben? Schon am ersten Tag wird jedenfalls klar - hier gibt es noch viel zu entdecken und zu erleben.
Heute steht eine 52 km / 830 hm e-MTB-Tour zu den Schrammsteinen auf dem Programm. Im Nationalpark ist Radfahren nur auf offiziellen, als Radweg ausgezeichneten Routen, erlaubt. Obwohl so mancher schmale Wanderpfad perfektes e-MTB Terrain wäre, halten wir uns selbstverständlich an diese Vorgabe. Wir fahren auf Forstwegen entspannt flussabwärts im Kirnitzschtal durch eine echte Märchenlandschaft, die so schön ist, dass niemand den fehlenden Nervenkitzel vermisst.
Immer wieder tauchen Felsformationen vor uns auf und geben uns einen Vorgeschmack auf die imposanten Schrammsteine, die nun auf uns warten. Wir fahren mit unseren e-MTBs so weit es irgendwie geht bergauf, dann beginnt das Kletterabenteuer. Erst geht es über Holztreppen, dann über freistehende Eisenleitern fast senkrecht in der Felswand nach oben. Robby, unser fröhlicher Sachse im Team, der ansonsten unerschrocken für jeden Trailspaß zu haben ist und Sprünge liebt, wird plötzlich ungewöhnlich wortkarg - er ist nicht schwindelfrei. Zum Glück wird der Aufstieg aber bald wieder moderater und wir erreichen unser Ziel, die Schrammsteinaussicht. Fast senkrecht fallen hier die Felswände 200 m tief ins Elbtal. Postkartenpanorama vom Feinsten!
Nach dieser Klettertour ist der Hunger geweckt und wir machen uns auf nach Bad Schandau, um am Elbufer unsere wohlverdiente Mittagspause einzunehmen. Ein weiteres Highlight des Elbsandsteingebirges wartet nun auf uns: Das Felsentor Kuhstall. Im Dreißigjährigen Krieg versteckte die einheimische Bevölkerung hier ihr Vieh vor marodierenden schwedischen Soldaten. Uns reicht es heute, die e-MTBs hier sicher abzustellen und während eines kleinen Fotoshootings die Aussicht auf die imposante Felsenhöhle zu genießen. Bestens gelaunt und mit dem Kopf voller neuer Eindrücke und Erlebnisse, machen wir uns auf den Weg zurück nach Hinterhermsdorf. Auf dem letzten Anstieg schaltet sich bei 5% Akkustand der Motor von Teamchef Manfred schlagartig aus. Rund 50 km / 800 hm im Turbomodus waren heute die maximale Reichweite für den Bosch CX Motor mit dem 625 Wh Akku.
Wie weit reicht ein 625 Wh Akku im Eco und Tour Modus? Wir haben für jeden im Team 3 Tourvarianten zur freien Auswahl: 50 km, 70 km und 90 km. Unsere heutige Tour sollte für Daniel vom e-motion-Team und mich als Guide mit 92 km und 1333 hm die längste Tour in der Sächsischen Schweiz werden. Für die 70 und 90 km Fahrer geht die Tour in Hinterhermsdorf los, durch den Nationalpark. Treffpunkt mit den 50 km Fahrern ist Bad Schandau. Unsere gemeinsame Tour verläuft südlich der Elbe. Ziel sind die Pfaffensteine mit der „Barbarine“ als echtes Elbsandstein-Highlight. Von Bad Schandau aus verläuft ein großer Teil der Strecke zu den Pfaffensteinen auf asphaltierten Straßen, aber zum Glück sind diese sehr verkehrsarm. Positiv fällt das sehr gute Abrollverhalten und der niedrige Geräuschpegel der Maxxis auf Asphalt auf.
Der letzte Kilometer hoch zu den Pfaffensteinen wäre fahrtechnisch ein echtes Sahnestück. Steil, verblockt und oft mit großen Wurzeln durchsetzt. Leider ist auch hier Radfahren offiziell nicht erlaubt. Da hier viele Besucher zu Fuß unterwegs sind, testen wir nach einigen hundert Metern besser die Schiebehilfe, anstatt ganz hoch zu fahren.
Wie schon am Vortag, erklimmen wir die letzten Meter hoch zum Aussichtspunkt über schmale Treppen und Eisenleitern durch teils extrem enge Felsspalten. Die 43m hohe Felsnadel „Barbarine“ ist der bekannteste freistehende Felsen und das Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz.
In einem großen Bogen um den Ziernstein, der mit seinen 560 Metern die höchste Erhebung der Sächsischen Schweiz darstellt, führt uns die Tour zurück Richtung Bad Schandau.
Auf den letzten Kilometern zeigt meine Karte noch einen Trail. Die Frage ans Team - „Habt ihr Lust auf einen Trail? - war eher rhetorischer Art. Natürlich haben die Jungs Lust! Schon nach kurzer Zeit endet der vermeintliche Trail jedoch im Nirgendwo, bzw. nimmt einen anderen, völlig unbekannten Verlauf. Zurück will keiner, also auf ins Abenteuer. Schon bald wird aber leider klar, dass dieser „Trail“ der Kategorie S 4-5 für das Team schlicht unfahrbar ist. Da bleibt nur abwärts schieben, bzw. tragen. Zum Glück werden die Fahrtechnikanforderungen schon bald wieder moderater und wir kommen entlang des Elbufers zurück nach Bad Schandau.
Dort angekommen stehen unsere e-motion Transporter zur Rückfahrt bereit und für die meisten ist die heutige Tour damit verdient beendet. Immerhin waren wir rund 6 Stunden unterwegs, haben bereits 50, bzw. 70 km absolviert und dabei auch reichlich Höhenmeter gesammelt. Lediglich Daniel und ich wollen die restlichen 20 % Akkurestkapazität noch komplett ausreizen und wir beschließen, auch noch die letzten 20 km zurück zur Unterkunft mit unseren Focus Bikes zu fahren. Kurz vor der Zielankunft schaltet sich bei mir der Motor bei 5% dann plötzlich aus. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mit dem Focus Thron rund 90 km und 1300 hm im Eco und Tour Modus absolviert. Da kann man nicht meckern! Wir lassen den Abend noch gemeinsam schön ausklingen und genießen regionale Spezialitäten, wie Hirschbraten, böhmische Knödel und Rotkraut, im Gasthaus „Zur Hoffnung“.
Der Wettergott in Sachsen muss selbst e-MTB fahren, denn er hat uns die ganzen Tage bestes Wetter mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen beschert. Und das, obwohl zuhause im Schwarzwald bei trüber Herbststimmung ein Regenschauer den nächsten jagt. Nachdem alle noch die lange Tour vom Vortag in den Beinen haben, wollen wir heute eine kürzere Tour fahren und diese für einige Fahrtechnikübungseinheiten und für Fotoshootings nutzen. Außerdem wollen wir unsere Focus Thron² und Jam² nochmal richtig auf Herz und Nieren prüfen - im Gelände versteht sich. Als Testgebiet nutzen wir abgelegene Waldstrecken im Niemandsland zwischen Sachsen und Tschechien. Die Grenze verläuft hier so fließend, dass man selbst manchmal nicht genau weiß, in welchem Land man sich gerade aufhält.
Als erste Fahrtechnikeinheit machen wir eine Balanceübung, bei dem alle zusammen ihr Vorderrad gegen einen Baumstamm als einzigen Kontaktpunkt fahren. In den Pedalen stehend gilt es im Stand das Gleichgewicht zu halten, ohne einen Fuß abzusetzen. Wer am längsten stehen bleiben kann, hat gewonnen. Als Oberschiedsrichter sorge ich für den Videobeweis. Eigentlich unnötig, denn Daniel, der neben e-MTB auch noch semiprofessionell Motocross fährt und eine entsprechende Fahrtechnik mitbringt, gewinnt das Spiel souverän.
Ein steiler Naturweg mit größeren Steinen und Wurzeln stellt die perfekte Location, um das Anfahren mit einem e-MTB am Berg zu üben und gleichzeitig den Grip der Hinterreifen zu testen.
Es folgt eine Übung die ich Notabstieg nenne. Wer auf steilen Trailabfahrten plötzlich anhalten muss, weil er z.B. erkennt, dass eine Passage nicht fahrbar ist, sollte den Notabstieg sicher beherrschen: Man bremst, rutscht hinter den Sattel, nimmt einen Fuß vom Pedal und schiebt das Rad unter sich hindurch nach vorne. Ein Abstieg zwischen Lenker und Sattel würde hier unweigerlich zum Sturz führen.
Wir kommen auf unserer letzten Tour nun immer tiefer in die dicht bewachsenen Wälder. Wanderer haben wir schon lange keine mehr getroffen. Stattdessen wachsen die Wege und Trails immer mehr zu, und wir machen öfters Bekanntschaft mit knietiefen Matschlöchern, die uns und den Testbikes einen neuen, tiefbraunen Farbanstrich geben.
Dass es um den Fichtenwald hier, wegen anhaltender Trockenheit, nicht besonders gut bestellt ist, dürfen wir jetzt hautnah erfahren. Wie in einem übergroßen Mikadospiel in XXL liegen zahllose Baumstämme kreuz und quer über dem Weg. Wir müssen unsere Testräder mühsam darüber wuchten, die Stämme bleiben liegen. Teamchef Manfred kommentiert die schweißtreibende Aktion trocken mit dem beliebten Götz von Berlichingen Zitat.
Wenige Kilometer später löst sich dann auch noch der auf der Karte eingezeichnete Weg, dem wir schon länger folgen, im Nichts auf und macht das Team Event zum Dschungelcamp. Die angedachte kleine e-MTB-Tour mutiert zunehmend zum Survival-Trip. Es spricht für den tollen Teamgeist bei der e-motion e-Bike Welt Freiburg Süd, dass die Stimmung dennoch nie kippt und alle ihre gute Laune behalten - auch unter widrigen Bedingungen. Und natürlich schafft man es als Guide, seine Gruppe auch wieder aus dem Wald zu führen und sicher nach Hause zu bringen. Aber so ist es eben bei Abenteuer-Touren in einem unbekanntem Gebiet: Erstens kommt es anders und zweitens als an denkt …
1. Die Jungs von der e-motion e-Bike Welt Freiburg Süd sind ein super Team und allesamt echte e-MTB Enthusiasten! Wir hatten 5 Tage so viel Spaß zusammen!
2. Die Focus e-MTB Fullys Thron und Jam haben auf ganzer Linie überzeugt und waren als leichte, sportliche Allrounder hier die perfekte Wahl.
3. Die Sächsische Schweiz hat landschaftlich viel zu bieten, auch wenn das Elbsandsteingebirge rein numerisch mit Erhebungen von max. 560 Metern Höhe, nicht besonders beeindruckend klingen mag.
Wie es sich anfühlt, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen, kann Christof Steier aus eigener Erfahrung nachvollziehen. Der e-MTB Coach gibt als "Belchenradler" wertvolle Tipps & Tricks weiter, die jeder e-MTB Fahrer wissen sollte.
Bereits während seines Studiums verliebte sich der Experte in Mountainbikes und würde den Sattel seitdem am liebsten nicht mehr verlassen. Christof bevorzugt es, Naturtrails mit agilen Bikes zu bestreiten, denn was gibt es Schöneres, als aufregende e-MTB Ausfahrten bei der umwerfendsten Aussicht genießen zu dürfen?
Erfahrt mehr über Christof auf seiner Testfahrerseite!
06.08.2020: Unser neuer Testfahrer Christof testet das Focus Jarifa² 6.9 Nine auf Herz und Nieren. Das e-Hardtail mit 100 mm Federweg hat sich auf leichten und schweren Trails mächtig ins Zeug gelegt. Alle Erlebnisse aus Christofs Testbericht lest ihr hier.